Wirken über die Schule hinaus
Rückblick des Elternbeirates
Bildungspolitik ist uns Eltern sicher etwas näher als dem breiten Wahlvolk in Bayern, um dessen Gunst in den nächsten Monaten wieder zunehmend geworben wird. Maßgeblich gestaltet wird sie vom Bildungsausschuss des Bayerischen Landtages. Wir konnten eigene Eindrücke sammeln:
Am 12.4.2018 waren eine kleine Delegation des Elternbeirats und unser Schulleiter zu Gast bei einer Sitzung des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag. Auf der Tagesordnung stand auch eine Petition des Elternbeirats mit dem Thema: Warum werden vermehrt Referendare im eigenverantwortlichen Unterricht eingesetzt, um Planstellen für Lehrkräfte einzusparen?
Das Karlsgymnasium ist Seminarschule. Das hat eine Menge gute Seiten. Aber wir Eltern wissen auch: In manchen Klassen und Jahrgängen geben sich in vielen Fächern die Referendare die Klinke in die Hand und gehen ihre individuell variantenreichen Schritte in Richtung Beruf. Da kann schon mal echte Sehnsucht nach dem Stammlehrer entstehen. Natürlich gehört ein Kontingent an Unterrichtsstunden zum Ausbildungsplan der Referendare auf dem Weg zum zweiten Staatsexamen. Aber aus der Tugend ist eine Not geworden.
Nach der Einführung des G8 sollten die Referendare die zusätzlichen Lehrerstunden bis zum Wegfall des neunten Jahrgangs abfedern. Damals wollte das Ministerium zusätzliche Stellen vermeiden, schließlich war beim G8 Sparen angesagt. Seitdem bleiben die Referendare mit erhöhter Stundenzahl im Unterricht eingesetzt, obwohl genügend Absolventen des zweiten Staatsexamens mit ausgezeichneten Noten zur Verfügung stehen. Warum werden nicht beizeiten Lehrer eingestellt, die für das G9 vorhersehbar gebraucht werden?
Zurück zum Bayerischen Landtag. Obwohl unsere Petition durch einen ähnlich lautenden Antrag der SPD und von den kleineren Parteien unterstützt wurde, wollte die Mehrheitsfraktion im Bayerischen Landtag keinen Handlungsbedarf erkennen. Es sei alles gut so wie es ist, es seien genügend Lehrer vorhanden und man sehe auch keinen Anlass mit der Einstellung der für das G9 nötigen Lehrer frühzeitig zu beginnen. Nun – das ist gelebte Demokratie. Es wurde intensiv diskutiert im Bildungsausschuss: Über den Finanzbedarf bei zusätzlichen Lehrerstellen. Über die Qualität der Ausbildung der Referendare. Das erhöhte Stundenkontingent im eigenverantwortlichen Unterricht sei gut für die Referendare. Wer viel übe könne es besser.
Über etwas wurde aber nicht gesprochen: Über das Wohl der Schüler! Es ist nicht ein einziger Satz darüber gefallen, was das Beste für die Schüler ist! War das Gedankenlosigkeit bei den Landtagsabgeordneten? Oder Ignoranz? Ist es wirklich hinnehmbar, dass auf diese Weise Bildungspolitik gemacht wird, ohne an die Kinder zu denken?
Ein Vertrauen in die Institutionen ist mitunter nicht gerechtfertigt. Der Elternbeirat wirkt nicht nur innerhalb der Schule. Er hat die Möglichkeit und auch die Pflicht, sich gegenüber Behörden und auch der Presse zu artikulieren.
Bei der inzwischen wiederaufgenommenen Planung für den Erweiterungsbau des Karlsgymnasiums tut es beispielsweise dringend not, auf die seit zwei Jahren vor sich hinschlummernden Mängel und nicht vorhandenen Lösungen der Machbarkeitsstudie erneut hinzuweisen. Der eigentlich ganz selbstverständliche Dialog zwischen den planenden Referaten und der Schule als dem späteren Nutzer muss mühselig und insistierend aufrechterhalten werden. Wir haben nicht wenig Zeit und Energie dafür aufgebracht. Der in der freien Wirtschaft elementare Grundsatz vom „Kunden als König“ ist in den Strukturen des Bildungswesens unbekannt. Dennoch hat der Steuerzahler ein Recht darauf, dass die öffentlichen Mittel beispielsweise für einen Schulneubau zielführend und gewinnoptimiert eingesetzt werden. Das heißt im Klartext: Der Schulneubau muss genau zur Schule passen. Das kann aber nur gelingen, wenn die Referate mit der Schule sprechen und die Bedürfnisse der Schule kennen! Was wäre es für ein Fortschritt, wenn zeitgemäße Kommunikationsformen in den öffentlichen Verwaltungsstrukturen das Zeitalter Ludwig XIV. vergessen lassen würden!
Zum Glück empfinden wir innerhalb der Schule keine ungelösten Altlasten. Die Grundwerte einer zukunftsfähigen Gesellschaft – Offenheit, Respekt und Toleranz – werden am Karlsgymnasium gelebt und gepflegt. Sie müssen aber auch gepflegt werden, weil das Überschreiten mancher Grenzen zu den altersspezifischen Experimenten gehört. Die Attraktivität unserer Schule scheint wahrnehmbar zu sein, nicht zuletzt über die Menschlichkeit und den herzlichen Umgang miteinander.
Wir danken der Schulleitung, Herrn Franz, Herrn Gruber und Frau Daubenmerkl für die gute Zusammenarbeit. Herr Franz besucht mit größter Bereitschaft unsere Sitzungen, gewährt uns Einblicke in wichtige Details des Schullebens und ist immer ansprechbar. Wir danken dem ganzen Kollegium für das Engagement für unsere Kinder, für alles, was mehr ist als die Pflicht. Wir danken Herrn und Frau Karges für ihre Freundlichkeit und Unterstützung. Wir danken der SMV, die sich immer so toll um die Neuankömmlinge in der Schule kümmert und die einen großen Anteil am guten Klima im Karlsgymnasium hat. Die Arbeit der SMV fördern wir sehr gerne. Vielen Dank an Frau Garritsen, Frau van Ess und Frau Maignan für die herzliche Stimmung im Sekretariat. Den Eltern danken wir für die Spenden, die uns unsere finanziellen Hilfen erst ermöglichen und dem Förderverein für die organisatorische Zusammenarbeit.
Wir freuen uns als Elternbeirat unseren Teil beizusteuern. Wir können uns um das Wohl unserer Schule kümmern. Und um das Wohl unserer Kinder. Wir können uns überall dort zu Wort melden, wo es gut tut. Auch mal in der Politik. Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Sie mehr tun wollen als nur zuschauen. Kommen Sie doch im neuen Schuljahr am 17.10. zur Wahl des neuen Elternbeirats. Vielleicht dürfen wir Sie ja auch als neues Mitglied in unseren Reihen begrüßen!
Anton Rädler, Vorsitzender des Elternbeirates